- Offene Niederländische Blitzmeisterschaft, Dordrecht, 3. März -
- Neckar Open, Deizisau, 5.-9. April -
- Limburg Open, Maastricht, 25.-28. Mai -
 

Turniere im ersten Halbjahr 2012
 
Turniernotizen

Nach dem Comeback um den Jahreswechsel herum bei den Turnieren in Erfurt und Verden (Niedersächsische Landesmeisterschaft) haben Sebastian Müer und ich im ersten Halbjahr an verschiedenen Turnieren teilgenommen, was hier kurz Revue passiert werden soll.

1) Offene Meisterschaft der Niederlande im Blitzschach. Dordrecht, 3. März.

Bei diesem Eintagesturnier in unserem Nachbarland wurde der Blitzmeister der Niederlande gesucht. In Dordrecht, in der Nähe von Rotterdam, fanden sich ca. 200 Schachfreunde ein. Gespielt wurden 17 Runden Blitzschach - doppelrundig! Also gegen jeden Gegner konnte man gleich Revanche nehmen - oder aber... Viele berühmte Namen waren am Start: Seirawan, Timman, Fressinet und Naiditsch, um nur einige zu nennen. Das Turnier war für uns beide eher enttäuschend. Sebastian placierte sich auf Position 30, eher normal, aber er ließ viel liegen. Ein Rang in den Top 10 war alles andere als illusorisch.

Bilder anklicken zur Vergrößerung. Leider nur Handy-Fotos aus Dordrecht.
 

Das da Vinci-College in Dordrecht war der Austragungsort.
Der größere der beiden Spielräume.
 
Der spätere Turniersieger Seirawan war Sebastians prominentester Gegner, der Favorit setzte sich hier mit 2:0 durch. In der Schlußrunde gab es für Sebastian ein starkes 1:1 gegen Großmeister Solodovnichenko (>2600), den er in der ersten Partie mit einem Opfer erlegte. In der Abschlußtabelle landete Sebastian sogar noch einen halben Punkt vor Jan Timman, der immer als sehr starker Blitzer galt. Er erzielte 20.5 Punkte. Ich habe mich mit 15.5 ebenfalls klar unter Wert verkauft. Häufig kam ich gegen schwächere Gegner über ein 1:1 nicht hinaus, sodaß der Gegnerschnitt schwach blieb.
 
Leider etwas unscharf, aber wie gesagt nur Handy-Fotos:
Sebastian gegen Yasser Seirawan.
Vorne rechts spielt Jan Timman, frühere Nummer 3 der Welt.
Drei Bretter weiter hinten Sebastian vs. Solodovnichenko.
 
Turnierseite: www.snelschaakmarathon.nl

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2) Neckar Open, größtes deutsches offenes Turnier. Deizisau (Stuttgart), 5.-9. April (Ostern).

Nach 2011 waren wir zum zweitenmal beim größten Open Deutschlands am Start. 700 Teilnehmer in einer Turnhalle (und einem kleinen Nebengebäude), vier Toilettenkabinen und ein enger Zeitplan ergaben wie im Vorjahr ein stressiges Turnier. Es lief für uns äußerst unterschiedlich, wobei wir letztlich beide leichte Verluste im Wertungsbereich einfahren mussten und somit nicht zufrieden sein konnten. Mein Auftakt war furios: In der ersten Runde besiegte ich den niederländischen FM Vogel (2171) mit einem Opferangriff. Ich betrachte dies als meine bislang beste Partie überhaupt. Zusammen mit einer Niederlage in Limburg (s. unten) gebe ich sie in "Partien 2012" wieder. Es folgte noch ein starkes Remis gegen FM Gazic (2249) gleich hinterher.

Was, und trotzdem Punkte verloren? Ja, denn ich leistete mir danach gleich zwei lange Rochaden en suite. Okay, die Gegner waren auch teilweise sehr stark, aber in Runde 5 beispielsweise hätte ich plump einen Bauern gewinnen können, in Runde 7 schien ein Remis drin, auch Runde 8 war extrem hart umkämpft und hätte auch gewonnen werden können. Aber irgendwann wird man der Nullen natürlich überdrüssig... Zum Abschluß gab es noch ein ausgekämpftes Remis. Somit leichte Verluste bei mir.

Bilder anklicken zur Vergrößerung.
 

Turnieratmosphäre aus der Turnhalle.
Die Bühne mit den Live-Partien.
 
Sebastian konnte auch nicht zufrieden sein. Gleich die Auftaktpartie gegen einen "distinguierten älteren Herrn" mit 1800 DWZ geriet zum Desaster. Als der Gegner besser/auf Gewinn stand, knallte er die Züge und drückte er die Uhr dermaßen energisch, dass schon die Gipser und Kalker anrückten, um den Putz der Hallendecke wieder nachzubessern. Nach dieser Niederlage kämpfte sich Sebastian aber ins Turnier und holte 3,5 Punkte aus den vier folgenden Runden. Das sah doch hervorragend aus. Der Knackpunkt folgte dann wohl in der sechsten Runde gegen den jungen IM Heimann. Sebastian hatte ein remisiges Läuferendspiel auf dem Brett, wobei er aber schon vorher, mit Türmen, wohl noch leichter Remis hätte machen können. So allerdings wurde er am Ende doch noch ausmanövriert und mußte nach fast 5 Stunden doch noch die Segel streichen.

Es folgte dann ein weiterer voller Punkt, bevor es mit 4,5 aus 7 in die beiden Schlußrunden ging. Gegner in der vorletzten Runde war mit Nikolas Lubbe ein alter Bekannter aus niedersächsischen Gefilden. Sebastian kam mit Vorteil aus der Eröffnung, ein Remisangebot von Niko lehnte er aber ab. "El Basto" fand im folgenden aber wohl nicht den korrekten Plan und geriet am Damenflügel unter Beschuß. Am Ende mußte er sich dem amtierenden Landesmeister geschlagen geben. Ein Drama spielte sich dann nochmal in der letzten Runde ab: Gegner von Sebastian war FM Vogel, mein Erstrundenkontrahent. Dieser war mit Weiß von Anfang an auf nicht mehr als Remis aus, im Endspiel wollte Sebastian ihn dann "ziehen", aber der Niederländer spielte seinerseits plötzlich erstaunlich schnell, Sebastian kam auf der Uhr unter Druck und nach einer Ungenauigkeit war das Turmendspiel verloren. Keine Zugewinne in diesem Turnier demzufolge für Sebastian.
 

Das hier geparkte Auto eines Sponsors durfte nicht
berührt werden (wg. Fettflecken) - Turnierausschluß drohte!
Sebastian in Aktion.
 
Turnierseite: www.neckar-open.de

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3) Limburg Open. Maastricht (Niederlande), 25.-28. Mai (Pfingsten).

Ebenfalls bereits zum zweitenmal nach 2011 waren wir in Maastricht am Start. Beim Limburg Open waren etwas weniger Leute vor Ort als in Deizisau, s. oben, aber es ist ebenfalls ein großes Turnier, welches in einer Turnhalle stattfindet. Ich finde aber, dieses Turnier hat ein gewisses Flair, für mich ist es "klein Pardubice". Außerdem ist es auf Grund der Zeiten weniger streßig. Warum man uns z.B. in Stuttgart um 9 Uhr morgens spielen lässt, ist mir völlig unverständlich. In Maastricht geht es um 11 Uhr los, und auch zwischen den Runden ist mehr Zeit. Das Wetter hat uns diesmal auch wieder verwöhnt: 25-30 Grad bei strahlendem Sonnenschein über alle Tage hinweg sorgten für eine nette Urlaubsatmosphäre.

Bilder anklicken zur Vergrößerung. Leider nur Handy-Fotos aus Limburg.
 

Maastricht City. Die Säule der EU.
Die Idylle vor unserem Hotel war auch
diesmal wieder reichlich zu bestauen.
 
Für mich war das Turnier mit sieben Runden um eine kürzer als vorgesehen: Da wir auf Grund von Verkehrsproblemen sehr spät dran waren, schickte ich El Basto ans Brett, nahm ein Bye und machte die Unterkunft klar. Bast startete aber auch schon mit 20 Minuten Minus auf der Uhr gegen den späteren Turniersieger IM Henrichs. In unklarer, scharfer Stellung zog er hier den kürzeren. Es folgten aber 1,5/2 gegen 2150er Gegner und ein weiterer Sieg gegen 2090. Somit war Sebastian mit 2,5 aus 4 vielleicht noch nicht bei seinem Wunschresultat, wohl aber gut dabei. Der Juckepunkt kam gegen 2176 aus Norwegen. Ja, die Norweger sollen ja gute junge Leute haben... Es war hier nicht viel los und Sebastian bot mit Schwarz Remis an. Der Gegner spielte aber weiter und knetete, hatte letztlich aber nichts. Nun lehnte Sebastian ein Remis ab, und um einer Zugwiederholung auszuweichen, parierte er ein Schachgebot mit einem Bauern, statt einem Königszug. Das war fatal, denn sein König ging kurz darauf matt.

Es folgte ein Remis gegen 2200 aus einer etwas besseren Stellung heraus sowie ein Sieg in einem lange gekneteten Läuferendspiel gegen 2000. Unter dem Strich standen 5 Wertungspunkte plus für Sebastian. Das war kein Wunschergebnis. Ich selber startete mit einem Sieg gegen 1800. Der Gegner gewann zwar zwischenzeitlich eine Qualle, schaltete dann aber in den Abtauschmodus und holzte auch unter Zugeständnissen einfach nur alles runter. Am Ende hatte ich diverse Bauern für die Qualle und konnte den Punkt noch holen. Fast wäre ein zweiter Punkt gleich danach hinzugekommen: Gegen 1900 produzierte ich meine erste Seeschlange (also über 100 Züge), der Vorteil wechselte mehrmals, aber ich verlor am Ende irgendwie. Eine kranke Partie, ich zeige sie in  "Partien 2012". Mein Gegner gewann am Ende punktgleich das Turnier.

In Runde vier spielte ich gegen ein 12jähriges Talent mit 1800 aus Belgien. Diesen Gegner konnte ich mit einer neu vorbereiteten Eröffnung recht leicht überspielen. Runde fünf brachte ein Kurzremis gegen 1900. Ich hatte das Läuferpaar aufgegeben, spielte aber ungenau und hatte im Grunde nichts. Das Remisangebot mußte ich annehmen. Nach diesem lauwarmen Sitzbad spielte Weiß in Runde sechs gegen mich auf Abtausch und Remis, ich konnte der Stellung kein Leben einhauchen. Ein weiteres "Wunderkind" wie in Runde vier erwartete mich zum Abschluß. Ich bekam Probleme, holte mich aber taktisch aus der Bredouille. Dummerweise verlor ich kurz danach einen Bauern und konnte die Partie nicht halten. 3,0/6 und 10 DWZ-Punkte gewonnen. Es war mehr drin...
 

Turnhalle in Maastricht.
Sebastian hier vorne mit Schwarz gegen IM Henrichs.
 
Turnierseite: www.limburgopen.nl

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Fazit: Die Turniere in den Niederlanden haben mir gut gefallen, obschon wir in Dordrecht keine Leistung gezeigt haben. Hinsichtlich Limburg ist die Anfahrt jedesmal sehr stressig, aber ansonsten ist es ein sehr angenehmes Turnier. Das Neckar Open hat eine weite Anreise und ist auch sonst ein Turnier mit sehr knappem Zeitrahmen, im Gegensatz zu Limburg macht es auch generell einen "strengen" Eindruck. Vermutlich werden wir hier 2013 nicht spielen.

- frank modder, 03.06.12

Außerschachliches

Aus Dordrecht
 

Nach Bobbys Ableben nicht mehr
so prickelnd. Weiß einer, wieviel
Grad Island im Sommer zu bieten hat?
Das "Bastion", als Unterkunft
doch geradezu prädestiniert für uns.
Also, Sturm auf die Bastille...